Die Ansitzjagd - die wohl klassischste Jagdart
Jagdliches Brauchtum ist uralt. Es sind die ungeschriebenen Gesetze im Jagdwesen, sowohl praktisch als auch ethnisch. Ob der Klang der Hörner oder bestimmte Rituale — sie festigen den Wert der Jagd als Kulturgut und betonen die Waidgerechtigkeit. Die Ansitzjagd etwa auf Rehwild, Rot- und Schwarzwild hat eine ebenso lange Tradition. Wenn der Jäger gemütlich auf den Hochsitz steigt, dabei mucksmäuschenstill und geduldig ausharrt (ansitzt) bis Rehbock oder Wildschwein unvorsichtig in Reichweite kommen und selbstverständlich auch noch Jagdzeit ist, spricht man von der Ansitzjagd. Für den Jäger ist dies eine entspannende wie auch aufregende Zeit.
Kurz gesagt: Ansitzjagd heisst, dass Jäger bei der Jagd längere Zeit auf ihren Beobachtungsposten verbleiben und dazu den Komfort einer Sitzgelegenheit benutzen.
Für Neulinge: Die Ansitzjagd ist normalerweise eine Einzeljagd. Jedoch darf der Begriff Einzeljagd nicht fehlinterpretiert werden, denn die Anzahl der beteiligten Leute definiert diese Form der Jagd nicht. Sondern die Durchführung, wie das Wild aufgestöbert wird. Die Ansitzjagd ist eine geduldige Jagd und wird von Jägern bisweilen als meditativ beschrieben. Das bedeutet jedoch nicht, dass Jäger dabei auf Gesellschaft verzichten müssen.
Vorteile der Ansitzjagd:
- Sicheres Ansprechen vom Wild
- Geringe Windanfälligkeit
- Sicherheit Kugelfang
- Besserer Treffpunkt mit aufgelegter Waffe
- Geringere Wahrnehmung des Jägers durch das Wild
Worum geht's bei der Ansitzjagd?
Die Ansitzjagd ist eine beliebte und die am häufigsten ausgeübte Jagdform. Sie wird vom Ansitz aus, auch Hochsitz genannt, durchgeführt. Am Tage wird vor allem Schalenwild und des Nachts Schwarzwild bejagt. Der Vorteil der Ansitzjagd liegt nicht nur in der relativ geringen Beunruhigung des Wildes. Sie bietet auch die Möglichkeit, das Wild und die Natur intensiver wahrzunehmen. Vom Hochsitz aus können Jäger ungestört beobachten und gewonnene Eindrücke lange in Erinnerung behalten.
Der Ansitz ermöglicht eine sicherere Schussabgabe. Durch die geneigte Flugbahn der Kugel dient der Boden als Kugelfang. Aus Sicherheitsgründen ist der Büchsenschuss vom Ansitz dem Schuss aus Bodennähe vorzuziehen.
Ansitzen — zur Wildbeobachtung und auf die Gelegenheit zum guten Schuss warten
Grundsätzlich sollte sich der Jäger etwa ein bis zwei Stunden vor Eintreffen des Wildes auf dem Ansitz platziert haben. Das Geheimnis dabei ist, möglichst unsichtbar, unhörbar und unriechbar zu kommen und zu gehen. Pirschwege während der Jagdzeit sollten daher frei von Bewuchs, sprich Geäst, Zapfen und Ähnliches sein. Ein natürlicher Bewuchs um den Ansitz, speziell der Ansitzleiter, bietet dabei Vorteile.
Ein offener Ansitz ermöglicht zwar eine gute Rundumsicht, lässt aber den Jäger eher erkennen. Die geschlossene Bauweise der Kanzel schützt den Jäger vor Regen, Schnee und Wind. Während der Jagdzeit sind verschliessbare Fensterläden am Ansitz immer offen zu halten. Denn das aufmerksame Wild lernt schnell, dass bei geschlossenen Läden keine Gefahr droht und es sich bei offenen Läden davonstehlen sollte.
Als gute Plätze werden für den Ansitz oft genutzte Wildwechsel, Waldränder oder Kirrungen bevorzugt. Eine methodische Anlage des Ansitzes beschert dem Jäger eine störungsarme Jagd. Vorausgesetzt sind auch Kenntnisse der Revierverhältnisse und die Lebensgewohnheiten vom Wild. Jäger sollten dann ansitzen, wenn das Wild seine Aktivitätsphase hat, das Wetter erfolgversprechend ist, die Windverhältnisse passen und der Jäger nicht unter Zeitdruck steht, um die Jagd auszuüben. Achtung!: Die Brunftzeiten beachten.
Aussichtsreich ist das Ansitzen nach Regen und Gewittern sowie bei klarer Sicht und Windstille. Beim Nachtansitz ist es der volle Mond oder Schnee. Natürlich ist ein gutes Schussfeld wichtig. Für eine erfolgreiche Jagd ist die Windrichtung essenziell. Der Wind sollte daher nicht auf die Äsungsfläche, in den Einstand und auf den Wildwechsel ziehen.
Merke: Die Ansitzjagd erfordert vom Waidmann Ruhe und Gelassenheit. Dieser sollte die natürlichen Gegebenheiten und Gewohnheiten idealerweise gut kennen. Nur dann ist der Jäger bei der Jagd erfolgreich und nicht gefrustet. Die häufigsten Fehler bei der Ansitzjagd sind die falsche Positionierung und Ausrichtung des Ansitzes. Jagdkanzeln und Co. sollten den geltenden Sicherheitsbestimmungen erfüllen, um sich zu schützen und anderen nicht zu schaden.
Ansitzjagd — von Kopf bis Fuss auf die Jagd eingestellt
Jäger sitzen bei der Ansitzjagd häufig mehrere Stunden konzentriert auf dem Hochsitz. Das erfordert Ausdauer und die richtige Bekleidung. Wie bei vielen Outdoor-Aktivitäten hat sich bei der Jagd das Zwiebelprinzip bewährt. Als erste Lage kommt die Funktionsunterwäsche, die Feuchtigkeit vom Körper wegtransportiert. Die zweite Lage isoliert und absorbiert entstandene Feuchtigkeit. Lage drei, vorzugsweise atmungsaktiv, dient dem Schutz vor Kälte, Regen und Wind. Die vierte Lage bietet Schutz in besonderen Situationen, etwa als Signal- und Warnbekleidung. Die Jagdbekleidung sollte geräuscharm, witterungsbeständig und möglichst tarnfarbig sein. Sodass der Jäger nicht vom Wild bemerkt wird.
Wetterfeste Kopfbedeckung sollte gleichfalls nicht vergessen werden. Auch warme Hände sind bei der Jagd ein Muss. Denn sie sind vorrangig für das Führen der Waffe verantwortlich und sollten deshalb gut geschützt sein. Unverzichtbar sind hochwertige, wasserdichte Jagdschuhe mit rutschsicherem Profil und die passenden Socken. Im Winter helfen Heizpads im Schuh vor kalten Füssen. Wer auf dem Ansitz friert, kann nicht entspannt sitzen und auch keinen sauberen Schuss abgeben.
Mit der richtigen Ausrüstung wird die Ansitzjagd zum Erlebnis
Der Erfolg bei der Jagd hängt nicht nur vom „Können“ des Jägers ab, sondern auch von der richtigen Jagd-Ausrüstung. Diese kann den Jagdausgang tatsächlich positiv beeinflussen. Das Jagdgewehr ist essenziell für die Jagd. Das Modell, ob Büchse oder Flinte, hängt von den Vorlieben des Jägers ab. Für die Ansitzjagd ist ein Zielfernrohr unvermeidlich. Wildkameras als Teil der Revierausstattung sind optional. Daneben gehört folgendes Zubehör in den Jagdrucksack:
- Fernglas
- Werkzeug
- Im Sommer Insektenschutz
- Im Winter Körperwärmer
- Für lange Nachtansitze Verpflegung und Warmgetränk
Schlussendlich
Ist das Wild erlegt, sollte der Jäger noch etwa 10 Minuten auf dem Ansitz verharren, damit das Wild Schiessen und Jäger nicht verbindet. Das Wild sollte nicht am Ort des Erlegens aufgebrochen werden, denn Blut macht anderes Wild argwöhnisch.
Nicht vergessen!: Den letzten Bissen als Ehrerweisung und Dank dem erlegten Wild in den Äser (Mund, Maul) legen. Der letzte Bissen ist ein Laub- oder Nadelzweig, der vom Baum gebrochen wird. Dazu werden bestimmte Baumarten (gerechte Holzarten) wie Tanne, Fichte, Kiefer, Eiche oder Erle verwendet.