Wildkrankheiten - erkennen und reagieren
Es gehört zu den Grundkenntnissen eines Jägers, Wildkrankheiten und deren Anzeichen zu erkennen. Das Thema Wildkrankheiten ist zudem Bestandteil der Jägerprüfung, sodass jeder Jäger in der Lage sein sollte, gesundheitlich bedenkliche Merkmale am Wildkörper zu erkennen. Jäger sind ausgebildet, um kränkliche und kritische Besonderheiten beim Wild zu erkennen. Denn dies ist Grundlage für die nachfolgende amtliche Fleischuntersuchung, welche die Genussfähigkeit des Wildbrets ermittelt.
Das Wild wird dabei am Aufbruch auf bedenkliche Attribute untersucht. Dies dient dazu, einerseits Wildseuchen vorzubeugen und andererseits, um die Hygiene des Wildbrets als hochwertiges Nahrungsmittel sicherzustellen.
Im jagdlichen Alltag werden Jäger andauernd mit unterschiedlichen Wildkrankheiten konfrontiert. Sie lernen hierbei damit umzugehen, um die notwendigen und richtigen Entscheidungen zum Schutz der Mitmenschen und der Wildtiere zu treffen. Für den Jäger birgt der Umgang mit krankem Wild eine grosse Verantwortung.
Wildbret und Hygiene
Eine amtliche Fleischuntersuchung erfolgt bei jedem erlegten Wild, welches bedenkliche Merkmale aufweist. In der Regel führt die Untersuchung der amtliche Tierarzt aus. Vorher darf Wildbret nicht an Drittpersonen abgegeben werden. Es wird damit sichergestellt, dass die Genusstauglichkeit gegeben ist. Werden bedenkliche Merkmale erkannt, darf das Wild nicht Verkehr gebracht werden. Der Wildkörper und die veränderten Organe müssen an die entsprechende Untersuchungsstelle überführt werden.
Träger von Trichinen wie zum Beispiel von Schwarzwild müssen auf Trichinen untersucht werden. Diese Proben werden von dafür geschulten Leuten aus den Zwerchfellpfeilern und einem Vorderlauf entnommen. Jäger, die selbst eine Trichinenprobe vom erlegten Wildschwein entnehmen möchten, müssen an einer entsprechenden Schulung teilgenommen haben. Beim Aufbrechen muss darauf geachtet werden, dass die Zwerchfellpfeiler nicht zerstört werden. Zunge, Lunge, Herz, Milz, Nieren müssen so vorgehalten werden, dass sie für die Fleischuntersuchung herangezogen werden können.
Die Wildbrethygiene beginnt bereits mit dem Erlegen, Versorgen und Behandeln des Wildes. Ausserdem müssen Wildkammern den geltenden gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Und bei Bewegungsjagden sollte nicht erst Stunden später das Aufbrechen erfolgen. Zudem muss Wild so gelagert werden, dass es nach dem Aufbrechen gut auskühlen kann.
Wie erkennt man Wildkrankheiten
Jäger müssen krankes Wild zwecks weiterer ordnungsgemässer Behandlung erkennen. Erkrankungen zeigen sich durch Köper- und Organveränderungen. Häufig werden Wildkrankheiten erst beim erlegten Tier erkannt. Bei Infektionserkrankungen, die gehäuft auftreten, spricht man von Seuchengefahr.
Krankes Wild kann man auch am Verhalten und Aussehen erkennen. Es scheut beispielsweise nicht vor Menschen, leidet unter Durchfall, zeigt Schwäche und Abmagerungen oder die Decke wirkt stumpf und schäbig. Aufgepasst!: Verdächtiges Fallwild sollte unaufgebrochen eingeschickt werden. Liegt eine Seuchengefahr vor, besteht Gefahr für Haustiere und Menschen. Hier spricht man von Zoonose. Im Zuge dessen ist es wichtig, die Bevölkerung etwa mittels Radio oder Zeitung zu informieren.
Wildkrankheiten sind Erkrankungen, die Wildtiere befallen können. Wildtierkrankheiten und Parasiten verringern einerseits die Wildtierbestände und können bestandsgefährdend sein. Sie können aber andererseits auch das Gleichgewicht zwischen Wildtierdichte und Lebensraumkapazität regulieren.
Für den Jäger ist das Kennen von Wildkrankheiten aus nachfolgenden Gründen essenziell:
- Schutz des Menschen beispielsweise vor Tollwut
- Einhaltung der Wildbret-Hygiene -Verwertbarkeit des Wildes als Nahrungsmittel
- Bewertung der Beschaffenheit des Ökosystems
- Schutz vor Seuchengefahr
Wildkrankheiten werden begünstigt durch:
- Ungünstige Lebensräume
- Zuhohe Wilddichte
- Witterungsbedingungen
- Nahrungssituation
- Freizeitdruck speziell für Wiederkäuer durch Menschen
Wichtige Wildkrankheiten und ihre Bekämpfung
Erkrankungen des Wildes und Parasiten sind nicht nur für die Verwertung des Wildbrets von Bedeutung. Es birgt auch Gefahren für Jäger und Jagdhunde in der Jagdausübung. Ein Teil der Erkrankungen fallen in die Kategorie Wildseuchen. Das bedeutet, sie treten in einem Gebiet zu bestimmten Zeiten gravierend auf und können Nutztiere und Mensch befallen.
Neben Körperkrankheiten wie Vergiftungen oder Knochenbrüchen muss der Jäger vor allem die übertragbaren Wildkrankheiten kennen. Dazu zählen verschiedene Erreger wie Parasiten (Innen- und Aussenparasiten) sowie Bakterien, Viren und Pilze. Sie zählen zu den äusseren (exogene) Ursachen und sind sogenannte Infektionskrankheiten. Einige dieser Erkrankungen haben ein immenses Ansteckungspotenzial. Wildseuchen sind in den meisten Fällen anzeigepflichtig. Schon der Verdacht auf die Existenz dieser Erkrankungen muss gemeldet werden. Innere (endogene) Ursachen für Wilderkrankungen sind Alter, Gendefekte oder Fehlbildungen.
Es gibt für den Menschen etliche Infektionswege. Beim lebenden Wild kann sich der Mensch schon allein durch Berührung, Bisse oder Fäkalien infizieren. Und beim erlegten Wild kann es beim Aufbrechen, Zerwirken und Verzehr geschehen. Die wichtigsten Wildkrankheiten und ihre Erreger lesen Sie nachfolgend.
Zu den Parasiten zählen etwa:
- Bandwürmer
- Lungenwürmer
- Trichinen
- Lebergel
- Dasselfliegenlarve
- Räude
- Kokzidose
- Milben
- Zecken
- Läuse
- Flöhe
Das Rehwild ist häufig von den nachfolgend genannten Parasiten betroffen:
- Magen- und Darmwürmer: Aufnahme über die Äsung
- große und kleine Lungenwürmer: Aufnahme über die Äsung
- Hautdasseln: Weibliche Dasselfliegen legen Eier zwischen Mai und Juni auf dem Rehkörper ab
- Rachenbremse: Sie spritzt im Sommer Larven in den Windfang des Rehwilds
Folgendes zählt etwa zu den bakteriellen Krankheiten:
- Borreliose
- Tuberkulose
- Pseudotuberkulose
- Salmonellose
- Milzbrand
- Brucellose
- Neurobrucellose
- Rotlauf
- Pasteurellose
- Staphylokokkenerkrankung
Viruserkrankungen beim Wild:
- Tollwut
- Pseudowut
- Maul- und Klauenseuche
- Blauzugenkrankheit
- Myxomatose
- Vogelgrippe
- Zeckenencephalitis
- Staupe
- Geflügelpest
- Schweinepest
Anzeigepflichtige Wildkrankheiten sind:
- Tollwut
- Pseudotollwut
- Maul- und Klauenseuche
- Blauzungenkrankheit
- Brucellose
- Milzbrand
- Ornithose
- Schweinepest
- Vogelgrippe
Auf den Menschen können folgende Erkrankungen übertragen werden:
- Tollwut
- Borreliose
- Salmonellose
- Tuberkulose und Pseudotuberkulose
- Ornithose
- FSME
- Sowie Parasiten wie Trichinen oder Bandwürmer
- Strahlenpilzkrankheit
Parasiten wie Leberegel oder Lungenwürmer beschränken sich auf ein bestimmtes Organ im Körper des Wildes. Zeigt das Wild keine weiteren Auffälligkeiten, reicht in der Regel hier bereits das Entfernen des befallenen Organs.
Massnahmen gegen Wilderkrankungen
Um der Erkrankung von Wild vorzubeugen, können Jäger im Revier einige Massnahmen ergreifen, zum Beispiel:
- Verbesserung der Wildgesundheit, beispielsweise durch Biotophege
- Vermeidung der Überpopulationen durch eine Bestandsregulierung
- Auslegen von Impfködern
Das Tragen von Sicherheitsbekleidung ist bei Infektionsverdacht eine gute Gegenmassnahme. Der Verzehr von infizierten Tieren sollte auf jeden Fall vermieden werden. Eine weitere Gegenmassnahme ist der Abschuss des erkrankten Bestandes.
Arten der Wildkrankheiten — kurz erklärt
Das Wissen über Wildkrankheiten ist das A und O eines Jägers. Diese dienen dem Schutz der Tiere und des Menschen. Bei Infektionskrankheiten kann durch das Erlegen des infizierten Wildes eine Ausbreitung verhindert werden. Wildkrankheiten unterscheiden sich folgendermassen:
Infektionskrankheiten
Wie bereits erklärt, gehören dazu Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Parasiten können neben der direkten Wirtsschädigung auch den Krankheitserreger fördern. Wenn sich etwa das körpereigene Immunsystem dagegen nicht zur Wehr setzen kann, kann eine Krankheit ausgelöst werden. Manche Infektionskrankheiten haben so verheerende Auswirkungen, dass Meldungen an Untersuchungseinrichtungen erfolgen müssen. Anzeigepflichtigen Wildkrankheiten gefährden als Zoonose-Erreger die menschliche Gesundheit akut.
Was sind Zoonosen?
Zoonosen werden von Parasiten, Bakterien, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und können wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden. Die Übertragung kann durch direkten Kontakt, über Lebensmittel sowie über Zecken oder Mücken erfolgen.
Nicht-infektiöse Erkrankungen
Hierzu zählen Vergiftungen, Traumata oder Verletzungen durch Verkehrsunfälle sowie angeborene Missbildungen. Sie übertragen keine Krankheiten und spielen daher eine vielmehr untergeordnete Rolle. Diese Symptome erkennen Jäger direkt am Tier. Jäger können und müssen sogar diese „bedenklichen Attribute“ ansprechen. Das Erlösen von sichtbar kranken Tieren schützt diese vor Schmerz und Leid.