Vor- und Nachteile der Wildtierfütterung

Von Hauptner-Jagd

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Die Fütterung durch den Jäger – sinnvoll oder nicht?


Die zusätzliche Fütterung des Wildes wird in vielen Ländern mittlerweile kontrovers diskutiert. Doch scheint es sinnvoll, das Wild gerade unter schwierigen Umweltbedingungen mit einer artgerechten Fütterung zu unterstützen. Immerhin stehen den Tieren durch die landwirtschaftliche Nutzung stets grösser werdender Bereiche immer weniger natürliche Äsungsflächen zur Verfügung. So stellt die zusätzliche Fütterung durch den Jäger eine Art Ausgleich dar, der zumindest in Zeiten der umweltbedingten Not empfehlenswert erscheint.

Wildtierfütterung – in Notzeiten Pflicht


Die Hege von Wild beinhaltet daher neben weiteren Massnahmen auch die Fütterung in Notzeiten. Die angemessene Wildtierfütterung fördert die Erhaltung und Gesundheit des Wildbestandes und beugt land- und forstwirtschaftlichen Schäden durch nach Futter suchendem Wild vor. Doch der Grad zwischen Hege und Überhege ist schmal. Nicht immer ist es sinnvoll, zusätzliche Fütterungen vorzunehmen. Die Entscheidung, wann eine Notzeit herrscht und wann nicht, obliegt in der Regel jeweils dem Revierinhaber. Doch was, wenn nach Ermessen der Jagdbehörde eine Notzeit vorliegt und der Jäger seinen Pflichten zur Wildtierfütterung nicht nachkommt? Dann kann die Jagdbehörde eingreifen und die Fütterung auf Kosten des Revierinhabers in Auftrag geben. Dabei gelten die Bestimmungen zum Schutze der Wildtiere sowie zur Wildschadenvermeidung für sämtliche Wildarten.

Auslegungssache „Notzeit“


Vor allem in extrem langanhaltenden Winterperioden, bei hoher Schneelage, Hochwasser oder auch langanhaltenden Trockenperioden kann sich das Wild nicht immer ausreichend selbst versorgen. In solchen Fällen ist die Fütterung durch den Jäger unerlässlich. Wann es sich tatsächlich um eine echte Notsituation für Wildtiere handelt, kann aber auch durch die Jagdbehörde festgelegt werden. Denn nicht immer ist es einwandfrei ersichtlich, ob eine Notsituation vorliegt oder nicht.


Keine Wildtierfütterung ausserhalb der Notzeit


Ausserhalb tatsächlicher Notzeiten ist eine Wildtierfütterung eher kontraproduktiv und kann sich sogar nachteilig auf die Gesundheit der Tiere und das Ökosystem des Waldes auswirken. Auch verhindert eine Fütterung bei zwar knappem, aber noch vorhandenem Nahrungsangebot während eines milden Winters die natürliche Selektion.

Dort, wo das Wild sich sogar im Winter, wenn auch nicht immer üppig, selbst versorgen kann, sollte eine Wildtierfütterung daher unterbleiben.

Besonders in der Zeit von Ende Mai bis Ende September sollte ebenso keine zusätzliche Wildtierfütterung erfolgen.

Innerhalb dieses Zeitraums sollte vor allem Schalenwild keinesfalls gefüttert werden.

Dort, wo dem Wild Flächen zur Herbst- und Winteräsung zur Verfügung stehen, kann auch in dieser Zeit auf eine Notzeitfütterung verzichtet werden.

Wird das Wild auch bei ausreichendem Vorhandensein natürlicher Nahrungsquellen gefüttert, kann der Wildbestand zu hoch anwachsen und muss durch gezielte Abschüsse reduziert werden.


Ausnahme Schwarzwild


Um Wildschäden durch nach Futter suchendem Schwarzwild vorzubeugen, kann Schwarzwild auch ausserhalb der Notzeiten gefüttert werden. Diese sogenannten „Ablenkungsfütterungen“ dienen dazu, das Schwarzwild an bestimmte Revierbereiche zu binden. Mit Hilfe der Wildtierfütterung kann das Wild in diesem Fall besser beobachtet und kontrolliert werden. Dadurch kann der Jäger die Nahrungssuche und damit verbundene Wildschäden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bereits im Vorfeld verhindern. Aus diesem Grund sind Ablenkungsfütterungen auch nur im Wald selbst durchzuführen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass das ausgebrachte Futter lediglich dem Schwarzwild zugänglich ist. Hierfür muss es mit Hilfe entsprechender Massnahmen vor der Aufnahme durch Schalenwild geschützt werden.

Nachteile der Wildtierfütterung


Grundsätzlich hat die Wildtierfütterung durch den Revierleiter sowohl Vor- als auch Nachteile.

Doch mittlerweile sehen viele Jäger, Förster und kantonale Ämter auch eine Fütterung des Wildes im Winter eher kritisch. Denn ausser in echten Notzeiten birgt eine zusätzliche Fütterung durch den Menschen erhebliche Nachteile und Gefahren für Tier und Wald. Der im Winter von der Natur angelegte „Sparmodus“ des Schalenwildes wird durch eine zusätzliche, meist zu nährstoffreiche Wildtierfütterung massiv gestört. Dies hat für die Tiere zum Teil gravierende Folgen. Denn Stoffwechsel, Körpertemperatur und andere Körperfunktionen der Tiere sind eigentlich bestens auf die winterliche Nahrungsknappheit vorbereitet. Die Tiere leben in dieser Zeit energiesparend und haben ihre Aktivitäten dem natürlichen Nahrungsangebot angepasst.

Auch dem Wald selbst schadet die gezielte Wildtierfütterung nicht selten. So kommt es im Bereich um die Futterstellen herum oftmals zu Verbiss- und Schälschäden, was mitunter sogar zum Absterben noch junger Bäume führen kann. Zudem können sich an den Futterstellen sehr viele Krankheiten verbreiten.

Die Fütterung von Schalenwild im Winter ist daher beispielsweise im Kanton Graubünden seit 2018 sogar untersagt.

Fazit:

Die Fütterung von Wildtieren sollte grundsätzlich nur von dazu berechtigten Personen und in ausgesprochenen Notzeiten durchgeführt werden.


Von einer solchen Notzeit ist auszugehen, wenn


  • das Wild in seinem natürlichen Lebensraum nicht ausreichend Nahrung zum Überleben findet und dieses nur durch eine zusätzliche Fütterung gesichert werden kann,
  • der Bestand stark bedroht ist, da er lediglich aus bereits stark geschwächten Tieren besteht oder
  • hungriges Schwarzwild an das Revier gebunden werden soll, um Wildschäden auf land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen vorzubeugen.

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