Ungebetene Gäste – Parasitäre Krankheiten beim Rehwild

Von Hauptner-Jagd

Parasitäre-Krankheiten-Rehwild-Beitragsbild.jpg

Beim Ansprechen des Wildes lassen sich in der Regel bereits Auffälligkeiten bezüglich des Erscheinungsbildes und des Verhaltens erkennen. Deshalb ist die Kenntnis von Parasiten am frei lebenden Wild für jeden Jäger ein Muss. Achtet der Jäger auf Betreuung und Hygiene in seinem Revier, wird er Krankheit am Wild rechtzeitig erkennen.


Neben Krankheitsursachen wie Schussverletzungen und Vergiftungen sind Parasiten für verschiedene Krankheiten verantwortlich. Man unterscheidet dabei zwischen Aussen- und Innenparasiten. Während Innenparasiten (Endoparasiten) die inneren Organe beim Wild befallen, befallen die Aussenparasiten (Ektoparasiten) die Haut und den Balg. Jedoch bedeutet das Vorhandensein von Parasiten nicht unbedingt, dass das Wild auch daran erkranken muss.

Parasiten, die das Rehwild befallen


Tatsächlich gibt es unter natürlichen Bedingungen kaum Wild im Revier, welches keine Parasiten hat. Normalerweise besteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Wirtsorganismus und den Parasiten. Ist das Gleichgewicht gestört, kommt es zur Erkrankung.

Magen-Darm-Parasiten


Der Darmtrakt beim Reh wird von einer Vielzahl von Parasitenarten befallen. Ist dies gering, verläuft es ohne sichtbare Erscheinungen. Stärkerer Parasitenbefall geht einher mit stärkerem Durchfall, welcher Spiegel und Hinterläufe mit Losung beschmutzt. Der Haarwechsel verzögert sich, das Haarkleid ist glanzlos und struppig. Erkranktes Wild ist häufig abgemagert, macht einen müden Eindruck und steht mit gekrümmten Rücken. Ein andauernder Befall führt zum Verenden.


Vermehrung und Übertragung der Magen-Darm-Parasiten erfolgen über Eier und der daraus entstehenden Larven. Im Verdauungstrakt lebende Parasitenweibchen legen unzählige Eier ab, die mit der Losung ausgeschieden werden. Die Eier schlüpfen aus den Larven und verbleiben während ihrer Entwicklung als Ansteckungslarven in der Losung. Dort sind sie vor Austrocknung geschützt und mit ausreichend Nahrung versorgt. Nach zweimaliger Häutung verlassen sie die Losung und breiten sich im Umfeld aus. Dabei gelangen die ansteckungsfähigen Larven auf Pflanzen, wo sie das Rehwild beim Äsen aufnimmt. Sobald das Wild im Revier die Ansteckungslarven aufnimmt, bohren sie sich in die Labmagen- oder Darmwand ein und vollenden dort den Reifeprozess bis zu geschlechtsreifen Parasiten.


Wirkung der Magen-Darm-Parasiten:


  • Reizung sowie Verletzung der Labmagen- und Darmschleimhaut
  • Blut- sowie Nahrungsentzug
  • Ausscheindung gesundheitsschädigender Stoffwechselprodukte

Lungenwürmer


Beim Rehwild gehören Lungenwürmer zu den meistverbreiteten und gefährlichsten Parasiten. Sie werden unterteilt in grosse und kleine Lungenwürmer.


Grosse Lungenwürmer:

Zu dieser Gattung gehören Rundwurmarten, deren Vermehrung über Larven ohne Einschaltung von Zwischenwirten stattfindet. Sie sind weisslich verfärbt und fadenähnlich. Bei Männchen sind sie 4 – 6 cm, bei Weibchen 6 – 9 cm lang. Grosse wie auch kleine Lungenwürmer siedeln sich bei ihren Wirtstieren in der Luftröhre sowie in den Bronchien an.


Grosse Lungenwürmer haben einen direkten Entwicklungszyklus. Die Eier, in denen sich bereits entwickelte Larven befinden, werden in der Luftröhre und den Bronchien abgelegt. Von dort werden sie in den Nasen-Rachen-Raum befördert und ausgehustet. Allerdings werden die meisten abgeschluckt und mit der Losung ausgeschieden. Dort verbleiben sie, weil sie ausreichend Nahrung haben und gleichzeitig vor Austrocknung geschützt sind. Nach zweimaliger Häutung verlassen sie die Losung und setzen sich auf umliegende Pflanzen fest, wo sie das Wild beim Äsen aufnimmt. Durch das Äsen gelangen die Larven in die Darmlymphknoten und von dort über die Lymph- und Blutbahn in die Lunge. Dies zieht Entzündungen der Schleimhaut in den Atemwegen nach sich, was zur erschwerter Atmung führt. Sind weiter keine bedenklichen Merkmale erkennbar, ist das Wildfleisch nach dem Entfernen der Lunge genusstauglich.


Kleine Lungenwürmer:

Kleine Lungenwürmer sind auf bestimmte Wirte spezialisiert. Sie kommen vorwiegend in den feineren Bronchien und dem umliegenden Lungengewebe vor. Dort bilden sie knotenartige Veränderungen, sogenannte Wurmknoten. Anders als die grossen Lungenwürmer haben die Kleinen einen indirekten Entwicklungszyklus. Die Larven schlüpfen schnell und landen bis in den Kehlkopf. Dort werden sie abgeschluckt und mit der Losung ausgeschieden.


Zum Anstecken kommt es beim Äsen durch die Aufnahme der Larven. Sie gelangen aus dem Darmtrakt über Lymph- und Blutbahn in die Lunge. Während die grossen Lungenwürmer Winterpause haben, wo kaum eine Ansteckung stattfindet, trifft das auf die widerstandsfähigen Kleinen nicht zu. Sie sind auch im Winter aktiv. Ein leichter Befall verläuft meist ohne grössere Krankheitserscheinungen. Starker Befall führt beim Wild zu Atembeschwerden, Husten, Nasenausfluss und Abmagerungen. Bei jungen Tieren sogar zu Entwicklungsstörungen. Treten keine bedenklichen Merkmale auf, ist das Wildfleisch beim kleinen Lungenwurmbefall genusstauglich.

Rachenbremse


Eine häufige Krankheit beim Rehwild ist der Befall mit Larven der Rachenbremse. Sie entwickelt sich im Nasen- und Rachenraum, um dort zu schmarotzen. Die Rachenbremsen schwärmen im Sommer aus und halten sich vorwiegend im Gehölz und Sträuchern an Waldrändern auf. Die Rachenbremsen umfliegen das Haupt des Rehwildes und spritzen die Larven mit etwas Flüssigkeit in dessen Windfang. Abgelegte 1 mm grosse Larven dringen in deren Nasenhöhle ein. Die Larven ernähren sich vom Sekret, welches von der Nasenschleimhaut abgesondert wird. Nach der Häutung dringen die Larven bis in den Rachenraum vor. Die Folge ist starker, häufig eitriger bis blutiger Nasenausfluss und hoher Tränenfluss. Sehr starker Befall lässt die oberen Atemwege anschwellen, was zu Erstickung führen kann. Daraus können lebensbedrohliche Entzündungen bis hin zur Hirnhautentzündung entstehen.

Hautdasseln


Hautdasseln schmarotzen vornehmlich beim Rehwild. Die etwa 1 bis 1,5 cm langen Insekten schwärmen in den Sommermonaten von Mai bis August aus und suchen sich ein geeignetes Wirtstier. Dabei versuchen sie an den Haaren der Hinterläufe, der Flanken und am Rücken ihre klebrigen Eier abzulegen. Das Rehwild reagiert oftmals mit heftiger Abwehr, um die Eierablage zu verhindern.


Die kleinen Larven schlüpfen bereits nach wenigen Tagen aus den abgelegten Eiern und bohren sich in die Unterhaut des Tieres. Sie wandern unter der Decke bis in die Rücken- und Lendengegend, um zu überwintern. Das dabei entstehende Entzündungssekret, welches im gereizten Unterhautbindegewebe abgesondert wird, dient den Dasseln als Nahrung. Es bilden sich infolgedessen unter der Rückendecke beulenartige Schwellungen, sogenannte Dasselbeulen. Leichter Befall hat normalerweise keine gravierenden Auswirkungen. Beim Jungreh kann es jedoch zu einer verzögernden Entwicklung führen. Häufiger werden aber ältere Stücke befallen. Starker Befall führt beim erwachsenen Rehwild zu einer schlechteren Kondition, verringertem Wildbretgewicht und schlechteren Trophäen.

Zusammenfassung


  • Revier im Blick behalten durch qualifizierte Revierbetreuung
  • Parasiten kennen und erkennen
  • Wildbrethygiene und Wildgenuss gewährleisten

Gute Tipps fürs Revier


Für eine erfolgreiche Jagd ist es wichtig, über die Bewegungen des Wildes Bescheid zu wissen. Eine hochwertige Wildkamera zeichnet alle Ereignisse auf. Auch mit einem guten Fernglas kann der Jäger jederzeit klar und scharf beobachten und schon vor dem Erlegen krankheitsbedingte Symptome erkennen. Um beim Aufbrechen keine inneren Organe zu beschädigen, sind Aufbrechmesser oder Aufbrechsäge stets mitzuführen.


Schlussbemerkung: Freuen Sie sich in Kürze auf den Folgebeitrag zum Thema „Virale Erkrankungen“.