Hoch- und Niederwild
Hoch- und Niederwild — Geschichtliches und Zuordnung
Die Bezeichnungen Hoch- und Niederwild haben einen historischen Ursprung. Hinter dem Namen Hochwild stehen imposante Tierarten wie der majestätische Rothirsch, der würdevolle Elch und der prächtige Wisent. In diese Kategorie fallen ebenso das stattliche Auerwild und der erhabene Steinadler. So war es nur erwartungskonform, dass der sogenannte Hochadel, eine exklusive Gruppe mit gesellschaftlichem Vorrang, diese hoheitsvollen Wildarten bei der Jagd für sich beanspruchten. Daher resultiert auch der Begriff „Hohe Jagd“. Somit blieb den niederen Vertretern ihres Standes, dem sogenannten Landadel oder Hochbürgerlichen, das Niederwild wie Reh, Hase, Fuchs und Rebhuhn vorbehalten. Diese Art der Jagd wurde als „Niedere Jagd“ bezeichnet.
Der heilige Hubertus — Schutzpatron der Jäger
Der Legende nach war Hubertus von Lüttich auf der Jagd an einem Karfreitag Wild auf den Fersen. Da geschah das Wunder, dass er einen kapitalen Hirsch mit einem leuchtenden goldenen Kreuz zwischen den Geweihstangen sah. Hubertus hörte kurz darauf eine Stimme, die vor zu viel weltlichen Ausschweifungen warnte. Er nahm die Warnung ernst, lies von weltlichen Vergnügungen ab und wurde Priester. Und zum Schutzpatron der Jäger.
Einst war der Rothirsch das wichtigste Wild der Hohen Jagd. Menschen niederen Standes war es verboten, diesen zu jagen. Um 1500 herum machten sich die jeweiligen Landesfürsten zu alleinigen Jagdherren, indem sie ein so bezeichnetes „Jagdregal“ gründeten. Dieses Privileg führte bis Anfang des 19. Jahrhunderts zu enormen Auswüchsen. Denn die Jagdstrecken des Adels waren so immens, dass die Jagd zu einer richtigen Jagdindustrie führte.
Die Französische Revolution setzte diese Selbstherrlichkeit beginnend mit dem 18. Jahrhundert ein Ende. Was im Prinzip auch nicht viel besser war. Denn das hatte zur Folge, dass Bürger und Bauern alles schossen, was ihnen vor die Flinte kam. Sodass es ein Rätsel ist, dass das Wild nicht vollends ausgerottet wurde.
Hochwild — die Crème de la Crème unter den Wildarten
Rotwild gilt beim Waidmann heute noch als die begehrteste Wildart. Der stattliche Hirsch ist der König unter den Wildarten und eine Freude für die Augen. Sein bekanntestes Merkmal ist das mächtige Geweih, das bis zu 10 kg und mehr wiegen kann. Es schlägt auch derzeit jedes Jägerherz, dem ein kapitaler Hirsch vor die Büchse läuft. Weibliche Tiere sind geweihlos.
Um den Rothirsch ranken sich viele Mythen. Unsere Vorfahren deuteten im regelmässigen Abwerfen und Neubildung der Geweihstangen ein Abbild aus Licht und Dunkelheit sowie aus Werden und Vergehen. Der Hirsch wurde zu einem Sonnen-, Fruchtbarkeits- und Glückssymbol. Die Kelten etwa verehrten einen Gott mit Hirschgeweih, die Indianer einen Sonnenhirsch und in den Nibelungen wurde Siegfried von einer Hirschkuh gesäugt. Der Buddhismus sieht den Hirsch als Symbol der Libido. Diese Beispiele lassen sich noch unendlich fortführen.
Rotwild vs. Damwild
Bisweilen sind die Unterschiede zwischen Rotwild und Damwild nicht jedem klar. Beide gehören zur Familie der „echten Hirsche“. Rotwild gehört zu den grössten Hirscharten und man erkennt es an seiner breiten Brust und dem schlanken Hals. Das Fell ist im Sommer ein rötliches Haselnussbraun und im Herbst wird es graubraun. Zu den erstaunlichsten Merkmalen zählt das beeindruckende Röhren der Männchen zur Brunftzeit.
Damwild ist sozusagen der kleine Bruder des Rotwildes und weniger eindrucksvoll. Das schaufelförmige Geweih ist nicht so verzweigt. Typisch für das Damwild sind die weissen Flecken im rötlich-braunen Fell. Seine niedrigeren Ansprüche lassen auch eine Haltung im Gehege zu. Charakteristisch sind bei der Flucht die Hüpfsprünge mit gerade gestrecktem Wedel (Schwanz). Beide Wildarten ähneln sich jedoch in der Lebensweise.
Schwarzwild
Ein weiterer Vertreter des Hochwildes ist das Schwarzwild (Oberbegriff), welches heute durch seine hohe Vermehrungsrate eine echte Herausforderung für den Jäger als auch für die Landwirtschaft ist. Grund dafür ist die Zunahme des Maisanbaus. Daneben sind Wildschweine Allesfresser und sehr lern- und anpassungsfähig.
Zusammengefasst: Zum Hochwild zählt das Schalenwild, eine Unterkategorie des Haarwildes. Es sind Paarhufer, die auf Klauen (Schalen) laufen. Rehwild gehört nicht zum Hochwild. Ebenfalls gehören verschiedene Federwildarten wie Stein- und Seeadler zum Hochwild.
Hochwild-Einteilung:
Niederwild — mehr als nur die Unterschicht
Wie schon der Begriff Hochwild resultiert die Bezeichnung Niederwild darauf, wer einst welche Wildarten jagen durfte. Auch hier wird zunächst in Haar- und Federwild unterschieden.
Der bekannteste Vertreter des Niederwildes ist das Rehwild. Obwohl es vom Adel bisweilen auch zum Hochwild gemacht wurde. Grund war, dass die Rehpopulation anstieg und man dieser nicht mehr Herr war. Rehwild wurde daraufhin auch für andere Personengruppen zugänglich gemacht, was eine Beinahe-Ausrottung zur Folge hatte.
Rehwild gehört zum Schalenwild, welches eine Unterkategorie des Haarwildes ist. Schalenwild sind Paarhufer, die auf Klauen, sprich Schalen laufen. Eine weitere Unterkategorie ist das Raubwild, zu der etwa Fuchs, Marder und Dachs gehören. Andere typische Niederwildarten sind Feldhase, Wildkaninchen, Fasan, Rebhuhn und Wildgänse.
Allgemein bekannt ist, dass die Besätze des Niederwildes schon lange rückläufig sind. Die Hauptursachen für den Rückgang sind etwa Lebensraumverlust, Strassenverkehr und Prädation, dem sogenannten Beziehungssystem zwischen zwei Tierarten.
Niederwild-Einteilung:
Jagen von Hoch- und Niederwild
Gleich ob Hochwild oder Niederwild — verschiedene Wildarten haben ganzjährige Schonzeit, deren Erlegen eine Straftat darstellt. Dazu zählen, um nur einige zu nennen, Elchwild, Auerwild, Steinadler, Schneehase, Bussard und Haubentaucher. Jagdbare Arten und Schonzeiten sind per Gesetz geregelt und dafür gibt es in der Regel einen Jagdkalender. Obendrein muss die jeweilige Kaliberart für die entsprechende Wildart beachtet werden.
Sprechen wir vom Hoch- und Niederwild, benennen wir hauptsächlich die Wildarten in Mitteleuropa. Demgegenüber steht das sogenannte starke Wild (Grosswild) wie Bär, Grosskatzen und Dickhäuter.
In der Schweiz, Deutschland und Österreich regeln Jagdgesetze und -verordnungen die Jagd. Die Aneignung von Wild ist alleinig Jägern gestattet. Es unterliegt heutzutage der Fürsorgepflicht des Jägers, was gleichzeitig Hege des Wildes beinhaltet.